Nordlicht - wo, wann und was?

Von Truls Lynne Hansen,
Geophysichen Observatorium in Tromsø, Universität zu Tromsø,

Wo können wir Nordlicht sehen? Das Nordlicht ist wie der Name hindeutet, besonders an den Polarbereichen geknüpft. Es kommt am häufigsten in einem Gürtel rund um den magnetischen Pol in einem Abstand von ungefähr 2500 km von diesem vor. Diese Nordlichtzone geht über Nord-Skandinavien über Island und den Südspitz von Grönland durch das nördliche Canada, über Alaska und der Nordküste von Sibir entlang. Die Küste von Troms und Finnmark liegen dort wo die Häufigkeit am grössten ist. Es gibt sich von selber, dass Nord-Norwegen auf Grund seiner guten, Zugänglichkeit und des milden Winterklimas anziehend ist für Menschen, die dieses Himmel-fenomen zu sehen wünschen, übrigens kommt Nordlicht sowohl nördlich wie südlich vor der Nordlichtzone, aber weniger häufig je länger man von diesem weg kommt. Ringsum den südlichen Magnetpol haben wir eine entsprechende zone, aber dieses "Südlicht" wird im grossen ganzen nur von Antarktis und den Meeresbereichen ringsum gesehen. Von der bewohnbaren Gegend auf der südlichen Halbkugel kann man nur von Tasmania und dem südlichen New-Zealand einen Schimmer - ab und zu - davon bekommen. Nordlicht und Südlicht treten übringens gleichzeitig auf und sind fast wie Spiegelbilder von einander.

Wie oft kommt es vor? In Troms und Finnmark können wir Nordlicht - wenn nicht jede klare Nacht, dann auf jeden Fall, jede zweite sehen. Gehen wir nach Süd-Norwegen wird es einige Male pr. Monat vorkommen, und im Mittel-Europa wird es einige wenige Male im Laufe eines Jahres gesehen. Sogar im Mittelmeergebiet kann Nordlicht observiert werden, aber kaum mehr als wenige Male in einem Jahrhundert. Auf Svalbard (Spitzbergen) ist Nordlicht auch üblich, aber nicht so häufig wie in Nord- Norwegen.

Wann sehen wir Nordlicht? Wir verbinden Nordlich mit dem Winter, aber eigentlich ist es das ganze Jahr da. In den hellen Nächten können wir es nur nicht sehen, der Himmel muss einigermassen dunkel sein. Wir sind dann im Zeitraum vom anfangs September bis Mitte April begrenzt. Starke Nordlichter können dennoch auf dem Himmel, der ganz hell ist, gesehen werden. In Tromsö ist es z.B. nicht ungewöhnlich Nordlicht gegen einen Abendhimmel im August zu sehen. Das Nordlicht, da wir in Nord-Norwegen sehen, nennen wir gern Nachtnordlicht weil es auf der Nachtseite von der Erde liegt. Es startet gern spät am Nachmittag oder am Abend, und dauert oft weit in die Nacht hinein. Dies ist die gewöhnliche Form für Nordlicht, aber auf Spitzbergen in der Dunkelzeit können wir ausserdem das seltenere Tagnordlicht sehen, das auf der Tagesseite von der Erde vorkommt. Das Nordlicht liegt hoch über der Wolkendecke, so dass wir klares Wetter haben müssen, um es zu beobachten. So gesehen - sind die Inlandgebiete besser als die Küste. Die Tage um dem Vollmond herum ist nicht geeignet für Nordlicht-Observationen. Dann wird der Himmel so hell, dass das Erlebnis ziemlich erblasst. Schlussendlich sollte man Städte und starkgebaute Orte mit viel Licht vermeiden um die volle Ausbeute von einem Abend mit Nordlicht zu bekommen.

Wie hoch oben ist das Nordlicht? Die meisten Nordlichter kommem zwischen 90 und 150 km über den Erdboden vor, aber einzelne und dann besonders das strahlenformige Nordlicht dehnt sich hinauf auf einige hundert km Höhe. Als Vergleich ist gewöhnliche Flughöhe für Jetflugzeuge ca. 10 km, und die Ozondecke befindet sich 20 bis 30 km über den Erdboden. Wir müssen fast hinauf zu den Satelitten um Nordlicht zu finden. Eine Folge der grossen Höhe ist, ein Nordlicht sichtbar über Abstände von mehreren hundert km. Auf diese Weise wird ein Nordlicht über Björnöya (Bäreninsel) von sowohl Tromsö wie auch von Spitzbergen gesehen werden - und ein Nordlicht über Tromsö wird auf dem Nord-himmel von Tröndelagen gesehen werden.

Was ist es eigentlich? Nordlicht entsteht wenn grosse Mengen elektrische Partikeln (Elektronen) mit grosser Geschwindigkeit gegen die Erde längs dem Magnetfelt kommen und kollidieren mit den oberen Schichten der Atmosphäre. Das Gas wird dann leuchtend. Es gleicht ein bisschen das was in einer Lichtstoffrohr geschiet. Die Farben wiederspiegeln welche Gase, die da oben vorkommen. Die gelbgrüne Farbe, die das Nordlicht kennzeichnet, kommt von Oxygen. Die rote rührt meistens auch von Oxygen her, aber Nitrogen trägt auch bei. Das violette, das wir oft an der unteren Kante vom Nordlicht sehen, kommt von Nitrogen, und dasselbe gilt auch das Meiste vom blau. Der Ursprung der elektrischen Partikeln ist die Sonne, und die Verhältnisse auf der Sonne bestimmen ob wir Nordlicht sehen - Einige dieser Partikeln werden vom Magnetfelt der Erde eingefangen. Was eigentlich dort draussen geschieht verstehen wir noch nicht so gut.

Aus dem norwegischen übersetzt.
Herlliberg, 26. Januar 1997 (Schweiz) Inger Kehrli-Kittelsen

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